Nachdem im Sommer 2016 japanische Boyscouts zu uns nach Neviges gekommen waren hatten wir nun in diesem Jahr die Gelegenheit unseren japanischen Partnerstamm in Tokio zu besuchen. Nach einem guten halben Jahr Vorbereitung (Einführung in die Kultur, Sprache und vielen Spendenaktionen) begann für 15 PfadfinderInnen und 5 LeiterInnen Anfang August die Reise am Düsseldorfer Flughafen. Mit einer Zwischenlandung in Dubai erreichten wir nach 18 Stunden Reisezeit unser Ziel: Tokio. Dort wurden wir mit einer Messe und einer Willkommensfeier mit Musik, Reden und einem traditionellen japanischen Buffet herzlich in Empfang genommen. Es war wunderbar so viele bekannte Gesichter zu sehen – und nun auch die Familien der Boy- und Girlscouts kennenzulernen, welche schon bei uns in Neviges zu Besuch waren.Auch an den Teilnehmern des Austauschprogramms sieht man, wie lange unsere Partnerschaft schon besteht. So waren in diesem Jahr Gruppenkinder in Japan, deren Eltern schon bei der ersten Begegnung in Tokio dabei waren – eine Tradition, die sich über Generationen fortsetzt.
Leben in einer anderen Kultur
Während unseres zweiwöchigen Aufenthalts waren wir in Gastfamilien untergebracht. Schnell stellte sich heraus: die Schuhe zieht man aus, bevor man das Haus betritt; es ist normal schon zum Frühstück Reis zu essen – natürlich mit Stäbchen und die japanischen Toiletten haben viele witzige Knöpfe, die man unbedingt alle mal gedrückt haben sollte. Die Verständigung erfolgte dort wo es ging in Englisch oder ansonsten mit Händen und Füßen.
Gemeinsam machten wir Ausflüge nach Asakusa, besichtigten Tempel, genossen die gigantische Aussicht vom „Tokyo Skytree“ (einem Aussichtsturm) auf die Stadt, schauten uns weitere Stadtteile Tokios an. Wir tauschten uns aus über unsere unterschiedlichen Lebensgewohnheiten, lernten einige japanischen Wörter und Sätze und brachten auch den Japanern etwas deutsch bei – so hatten wir immer viel Spaß zusammen.
Fuji-Besteigung und das Zeltlager
Des Weiteren wagte der Großteil unserer Gruppe den Aufstieg auf den höchsten Berg Japans – den Fuji (3776 m). Nach einem anstrengenden Aufstieg erreicht man nach sechseinhalb Stunden den Gipfel des Vulkans und ist im wahrsten Sinne des Wortes „über den Wolken“. Ein gigantisches Gefühl!
Nach dieser sportlichen Herausforderung fuhren wir gemeinsam mit unserem japanischen Partnerstamm ins Zeltlager – genauer gesagt zum „11th All Japan Catholic Scouts Camporee“ – ein Zeltlager mit ca. 1300 Teilnehmern, vorwiegend aus Japan, jedoch gab es auch neben uns Deutschen weitere internationale Gäste aus den USA, Macau, Taiwan, Südkorea und weiteren Ländern. Obwohl wir alle Pfadfinder sind, wurden besonders im Zeltlager einige Unterschiede zu den uns bekannten Abläufen und Aufgabenverteilungen deutlich. Generell ist es in Japan so, dass Jungs und Mädchen bei den Pfadfindern alles getrennt machen. So gibt es für alle einen festen Bereich – alles ersichtlich durch weiße Markierungen auf dem Boden. Jeder Tag beginnt in der Früh um 6 Uhr, für die Mädchen mit einer Morgenzeremonie mit Lieder singen und Spielen, für die Jungs mit Frühsport (um den Zeltplatz rennen und Liegestütze). Und danach? In Deutschland hätten wir uns nun über das Küchenteam gefreut, welches schon das Frühstück vorbereitet hat. In Japan kochen die Kinder jedoch alle ihre Mahlzeiten selbst. Nach dem Frühstück gab es dann täglich ein Programm. So zum Beispiel das „Fuji-Festival“ bei der man an verschiedenen Stationen teilnehmen konnte, z.B. Halstuchknoten machen, eine Tanzchoreographie einstudieren, Ballspiele, Rätsel raten und vieles mehr. Weitere Highlights waren das Sportsfestival, bei denen die Gruppen gegeneinander antreten mussten Ein riesen Spaß für alle Beteiligten! Zudem gab es einen großen „Campfire-Abend“ bei dem alle Pfadfinder rund um ein riesiges Lagerfeuer standen, gemeinsam Lieder sangen und tanzten.
Ausflug zu den Wurzeln unserer Begegnung
Nach dem fünftägigen Zeltlager kehrten wir wieder zurück in unsere Gastfamilien. In den folgenden Tagen waren wir noch zu Besuch beim Bürgermeister von Tokio. Unsere weitere Reise führte uns zu den Wurzeln unserer Pfadfinder-Partnerschaft – zu einem Friedhof. Auf diesem wurde Pater Reitz, der Gründer der St. Mary Scouts, begraben. Das Grab war schon aus der Ferne zu erkennen, da um dessen Grabstein Pfadfinderhalstücher geknotet sind. So kamen auch wir diesem Brauch nach und hinterließen unser Halstuch am Grabe des Mannes ohne wen es diese wunderbare Pfadfinderbegegnung vielleicht nie gegeben hätte. In unseren letzten Tagen machten wir noch weitere Ausflüge in Tokio, probierten japanische Köstlichkeiten, kauften Souvenirs, verbrachten einen Tag im Disneyland Tokio und hatten viel Spaß zusammen.
Ein tränenreicher Abschied
Es war unglaublich, wie schnell sich in diesen zwei Wochen Freundschaften geschlossen hatten. Umso schwerer fiel uns allen der Abschied an der Farewell-Party. Zu dieser hatten wir ein traditionelles deutsches Essen vorbereitet – Reibekuchen mit Apfelmus oder Rübenkraut zudem Pumpernickel-Häppchen mit Frischkäse und Mamorkuchen als Nachtisch. Für die Japaner war dies ein absolutes Highlight und sie ließen sich unser Essen gut schmecken. Es wurde noch ein letztes Mal viel getanzt, gelacht, letzte Fotos mit Freunden gemacht bis dann zum Abschluss alle das Feuerwerk bestaunten, welches unsere japanischen Freunde für uns vorbereitet hatten. Alles großartige Momente, die wir nicht so schnell vergessen werden. Daher hoffen wir, dass unsere Partnerschaft noch über viele Jahre bestehen bleibt, sodass noch mehr Pfadfinder aus Deutschland sowie aus Japan die Möglichkeit haben, an dieser tollen Begegnung teilzunehmen.